Donnerstag, 16. Mai 2013

Die Sache mit der Rohwolle

Die Entwicklung der Gewandung innerhalb des Terra Coloniensis e.V.s läuft ganz gut. Relativ früh haben wir moderne Stoffe ausgeschlossen und inzwischen wird auch das meiste von Hand genäht. Es geht sogar so weit, dass einige bereits pflanzengefärbte Stoffe verwenden. Auch die Schnitte und Verzierungen sind auf einem guten Weg.

Auch wenn ich gelegentlich ein wenig Wolle spinne und es bereits einige Versuche gab selbst Stoffe zu färben, glaube ich nicht, dass wir auf lange Sicht 'Selbstversorger' in Sachen Gewandung werden.

Aber wie man an den Färbeversuchen und anderen Experimenten vielleicht sieht, gehört es einfach dazu, zumindest mal selbst zu erfahren, mit welchem Aufwand alltägliche Dinge im Mittelalter verbunden waren. Und auch die Vielfalt einiger Materialien selbst zu testen. Was sich alles aus Holz herstellen lässt, dass selbst Knochen und Horn vielseitige Werkstoffe sind und zu guter letzt, welche Formen und Zwecke Wolle erfüllen kann.

Also, die wärmenden Kleidungsstücke sind also aus Wolle. Wollgewebe sind erstaunlich robust und wirken nicht ausschließlich wärmend, sondern eher isolierend. Entsprechend ist ein Wollkleid im Sommer zwar immer noch warm, aber nicht so warm, wie man vielleicht glaubt. Es hält einfach die Wärme des Körpers gut fest. Dummerweise ist so ein Körper bei sommerlichen Temperaturen halt auch ziemlich warm (o=
Bis man aber erst mal bei einem Wollstoff angekommen ist, ist es ein langer Weg, wie ich gerade feststellen muss.

Vor einigen Tagen habe ich 3kg Rohwolle auf eBay ersteigert zu einem ziemlich günstigen Preis. Gewöhnlich kauft man Wolle in 100g Portionen. Meine 3kg haben inklusive Porto 46ct/100g gekostet. So weit so gut. Heute kam dann das Paket an - 3kg wolle brauchen schon etwas mehr Platz  - und als ich den Karton öffnete, sah ich, was Rohwolle direkt vom Schaf bedeutet. Nämlich direkt vom Schaf, so wie es von der Weide kam. Mit getrocknetem Matsch, Kotresten, Gras- und Strohhalmen, Moospartikel, sonstigen Samen und wer weiß was noch. 

Meine Herangehensweise an das erste Päckchen war nicht ideal, das sehe ich inzwischen ein. Ich habe einfach mal einen Teil des Vlies genommen, in der Badewanne ausgebreitet und mit kaltem bis lauwarmen Wasser bis es bedeckt war getränkt. Dann hab ich einfach nur vorsichtig mit der flachen Hand darauf rum gedrückt. Soweit so gut. Natürlich war das Wasser a) sehr schnell schmutzig b) die ganzen Partikel picksen ständig in den Händen und ich habe immer wieder was rausgelesen, aber jetzt weiß ich, dass ich das tunlichst vorm Waschen tun sollte, c) beim Ablassen des Wasser stellte ich fest, dass die Wolle das Wasser ausgezeichnet festhielt. Es lief nur ein geringfügiger Teil ab. So den Schmutz herauszubekommen schien mir eine schier unmögliche Aufgabe. Also habe ich ein wenig nachgeholfen und die Wolle immer wieder ein wenig gepresst. Das war auch noch kein wirkliches Problem. Es folgten noch 2-3 weitere Waschgänge und nachdem ich gesehen hatte, wie gut die Wolle das Wasser hielt, hab ich den Stopfen weggelassen und stattdessen ein Abflusssieb eingesetzt. Ich möchte ja keinen völlig verstopften Abfluss. Als ich jedoch gegen Ende möglichst viel Wasser aus der Wolle haben wollte und ich sie zwar nicht gewrungen, jedoch mit beiden Händen stark zusammengedrückt hab, und ich das Endergebnis sah, schwante mir, ich habe vielleicht gerade eher Füllwolle als Wolle die als Kammzug enden wird fabriziert. Sie schien schon ein wenig verfilzt zu sein. Möglicherweise sah das auch nur so aus, weil sie noch etwas mehr als feucht war und möglicherweise lässt sie sich doch noch kämmen.

Folglich habe ich einiges erstmal zutun mit dem Auslesen von jeglichen Partikel aus der Rohwolle, anschließend werden wohl nur kleinere Portionen gewaschen Außerdem muss ich mir noch was einfallen lassen, wie ich das Zeug wieder trocken bekomme.

Ganz davon ab, bedarf es natürlich erst einmal eines Satzes Wollkämme oder -karden. Ich tendiere eher zu Kämmen. Ich habe da welche gesehen, de sahen richtig gut aus und wenn man ein wenig handwerkliches Geschick hat, sind die Materialkosten vernachlässigbar. Ganz davon zu schweigen, dass sie noch als authentisch durchgehen und ggf. auch auf Lagern Verwendung finden könnten.

Nach dem Verlesen, Waschen, Kämmen und Spinnen, fehlt dann ja nur noch das Weben und ggf. Färben um ganz in Eigenproduktion unsre Kleidung herzustellen (o= Aber ganz ehrlich, das ist mir zu viel Aufwand. Kleine Menge zur Beschäftigung, aber nicht tatsächlich produktiv im Sinne von Produktion.

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