Montag, 24. Juli 2017

Eine historische Grundlage für meine Darstellung (oder auch nicht)

Also, der Mittelatervirus hat sich schleichend vom Oktober 2001 bis zum folgenden Oktober 2002 bei mir eingenistet. Natürlich war das meine absolute GroMi Phase. Ich habe vermutlich jedes Klischee, jeden Faux Pas, jede noch so simple Kleinigkeit mitgenommen, die einem leidenschaftlichen Geschichtsdarsteller die Nägel einrollen lassen und akute Kopfschmerzen bereiten wegen der ganzen headset-desk Kontakte. Ehrlich, ich gebe es zu. Ok, einige Sachen konnte ich schlicht in Ermangelung der nötigen finanziellen Mittel nicht mitmachen. Also ich habe nie mein tolles Pannesamt Kleidchen bekommen, weil ich keine 180€ hatte. Die sind schließlich für das erste Schwert drauf gegangen (fast).

Aber ich hab dann bald angefangen zu lesen. Und herausgefunden, dass Pannesamt eh nix ist. Aber Tütenärmel mussten es trotzdem sein. Also nach der obligatorischen leinenen Hemdbluse (analog zum Piratenhemd beim Mann) und der schwarzen Jeans, hat meine Oma (gelernte Schneiderin) mir dann ein Kleid genäht - zugegeben aus irgendeinem Polytierchen oder so, aber he, man nimmt was man kriegen kann, schließlich war es unter den Vorwand des Abiabschlussballs meines damaligen Freundes entstanden. Der war übrigens Schuld an allem. Das Outfit habe ich 2006 oder 2007 verliehen an eine Freundin, inklusive selbstgesmiedetem Messer und meinen ultra bequemen römischen Bundschuhen - und es seit dem nie wieder gesehen. Es folgte eine lange Pause. Andere Dinge passierten, viele davon sind hier nachzulesen, aber lange nicht alle.

Aber immer bin ich vage geblieben. Zu faul für die wirklich gründliche Recherche, die auch als Nach- oder Beweis in ernsthaften Geschichtsdarstellerkreisen anerkannt worden wären. Es war grundsätzlich erstmal nichts falsch daran, es war nur ziemlich grob. Also aus der Sicht eines Re-enactors immer noch GroMi. Schließlich heißt Re-enactment so was wie nachspielen, wiederholen, nachstellen. Genau, eigentlich entbehrt es der eigenen Kreativität, denn es verlangt, dass man sich an gegeben historische Abläufe hält. Kein generischer Graf, sondern ein bestimmter Graf mit Namen, Wappen und nachvollziehbaren Lebensdaten. Und das zu recherchieren ist schon Arbeit, dass kann man nicht leugnen. Natürlich kann das auch Spaß machen, wenn man das richtige Handwerkszeug an der Hand hat und auch Erfolge bei seiner Recherche hat.
Erfolg wiederum definiert sich dadurch was man überhaupt sucht. Wenn man aber nicht mal einen konkreten Ausgangspunkt hat, ist ein ausbleiben des Erfolgs nicht verwunderlich.

Also, was will ich überhaupt? Die Tatsache dass ich eine Frau Suche, macht es nicht leichter, denn seine wir mal ehrlich, die Überlieferung der weiblichen Familienangehörigen ist sparsam, da selbst bei adeligen Familie die Töchter nur unter Fernerliefen zu finden sind. Selbst wenn man Zeugnisse zur Eheschließung findet, kann man daraus nicht immer lesen, welcher Abstammung sie entstammt, Eltern, Geburtsdatum etc. Geschweige denn, dass sich nähere Lebensumstände daraus ableiten ließen. Da wird es im ausgehenden Hochmittelalter und im Spätmittelalter schon einfacher.

Ich habe dann versucht mich an die größeren Geschlechter der Region zu halten. Aber die Ausbeute ist sparsam, wenn man versucht eine passende Kandidatin zu finden, die relativ zum eigenen Alter zu einem bestimmten Zeitpunkt lebte. Sagen wir, ich suche eine junge Dame aus der Region, Anfang 30 zum Zeitpunkt des  Limburger Erbfolgestreits (1283-1289) und der Schlacht von Worringen (1288).

Dazu kommt eine Zweitdarstellung für die zweite Hälfte des 12 Jahrhunderts.

Und darüber hinaus hat mich immer die lokale Geschichte meines Dorfs gereizt. Denn beim Burgfest 1993, anlässlich des 800 jährigen Jubiläums hatte ich den ersten Kontakt mit dieser Art Veranstaltung. Die Burg Lülsdorf ist nur einen Steinwurf vom Haus meiner Kindheit entfernt - 2 Minuten Fußweg, ca. 170m. Natürlich ist sie nicht original erhalten, sondern wieder aufgebaut worden. Aber es ist auch eher der Gedanke direkt eine Burg quasi auf der Türschwelle stehen zu haben, der sich da regte.

Ich habe nach ein wenig Suchen ein digitalisiertes Buch von 1881 gefunden mit dem Titel “Genealogische Forschungen über die Edlen von Lülsdorf“ , das schon detailliertere Informationen gibt als die Seite der Stadt Niederkassel, aber eben den Zeitraum vor 1200 gänzlich auslässt in Ermangelung irgendwelcher Urkunden und dann von 1278 bis 1300 auch nichts zu sagen hat. Wie also kann man da nicht frustriert sein?

Und dann noch unterschiedliche Angaben zu den Wappenfarben. Die Stadt Niederkassel spricht von roten Gegenzinnen auf goldenem Grund. Das Buch dagegen von silbernem Grund. Für die Umsetzung wäre mir goldener Grund lieber.

Ich war schon fast dabei zu weben, Seide zu bemalen und was man sonst noch so durch blinden Aktionismus und ungelenkten Enthusiasmus zu Wege bringen kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen